Tja, wie filmt man Gebäude? Sie stehen leider nur herum, bewegen sich nicht, lächeln auch nicht in die Kamera - alle Attribute, die ein Filmer liebt und braucht, haben Häuser nicht zu bieten.


Also sind Häuser kein Filmthema? - Das wollten wir doch genau wissen und stellten uns die Frage: Wie kann man Gebäude so in Szene, dass sie auf der Leinwand interessant sind?


Naja, genau genommen überließen wir die Antwort auf diese Frage zunächst einmal THOMAS ENGEL. Der recherchierte, machte sich Gedanken und viel Arbeit, damit er uns bei einem Workshop mit Bildern, Filmbeispielen, Erläuterungen und Tipps vermitteln konnte, wie man „tote Steine“ zu filmischem Leben erweckt.


Das war nicht nur motivierend und interessant, nein, wir „Kameraaktivisten“ wollten natürlich auch wissen, wie und ob sich all diese neuen Erkenntnisse und Ideen umsetzen lassen.


Nun bietet sich ja nicht gleich jedes beliebige Gebäude als gelungenes  Filmobjekt an. Etwas Besonderes muss es schon sein, sonst packt niemand seine Kamera aus.


Wir kürten den Düsseldorfer Medienhafen zu unserem Filmset, dort, wo diese schiefen und seltsam verdrehten  Häuser stehen, diese Steilvorlage kreativer  Architekten für jeden, der eine Kamera besitzt.


Dort reihten wir uns - ausgerüstet mit Kamera und Stativ - bei idealem Filmwetter in die Heerscharen der Amateur- und Profifotografen und -filmer aus aller Welt ein, die bereits seit Jahren zu Tausenden jeden Quadratzentimeter dieser Gebäude am Medienhafen „verpixelt“ haben.


Auch am Morgen des 4. August war das nicht anders. Kaum jemand war dort ohne Kamera unterwegs, und so fielen wir bei der Ausübung unseres Hobbys absolut nicht auf.


In aller Ruhe und immer auf das besinnend, was uns THOMAS ENGEL zwei Tage zuvor erläutert hatte, suchte sich jeder von uns Objekte, Standorte und interessante Kamerapositionen aus, kippte die Kamera auch schon mal auf die Seite, fing Wolken ein, zoomte, übte sich an Schwenk und Reißschwenk - all jene Kameraaktionen, die es normalerweise zu meiden gilt. Heute konnten und durften wir in solchen Unarten schwelgen, denn: Wenn sich das Objekt nicht bewegt, darf sich die Kamera bewegen!


Eigentlich hatten wir ja in Gruppen filmen wollen, um uns gegenseitig Tipps geben zu können, aber diese Idee scheiterte kläglich, denn jeder für sich war so voller Ideen und filmerischem Tatendrang, dass wir uns mehr oder weniger schnell aus den Augen verloren. Hin und wieder entdeckte man einen „Kameraaktivsten“, der seltsam verrenkt, hockend, halb liegend, sein Stativ hin- und herkippend, die Kamera drehend, kopfschüttelnd in den Himmel starrend, alubeschichete, in seltsamen Winkeln zueinanderstehende und in sich verdrehte Häuserfronten mit Filmeraugen absuchend, neue Positionen ausprobierend, sich ächzend aus einer langen Hockposition hochquälend seinem Hobby hingab. - Szenen aus einem echten Filmerleben!


Leider hat das niemand gefilmt!


Am frühen Nachmittag trafen wir uns zu einem abschließenden sündhaft teuren Kaffee in einem der Bistros im Medienhafen. Bei strahlendem Sonnenschein wurden erste Filmerlebnisse und -beobachtungen ausgetauscht. Jeder war rundherum zufrieden mit seinem Ergebnis.


Aber die Arbeit wartete zu Hause, denn was heute so eifrig und engagiert auf die SD-karte gebannt worden war, wollte bearbeitet werden. Viel Zeit blieb nicht, denn schon am nächsten Klubabend sollten die ersten geschnittenen Versionen vorliegen.


Auch das klappte! Und siehe da: Gebäude lassen sich nicht nur interessant darstellen, sondern auch so unterschiedlich und individuell, wie Filmer nun mal sind, von informativ bis experimentell.


Denn endlich - endlich gab es auch mal gute Gründe, den verspielten Firlefanz der Schnittprogramme zu nutzen, auszuprobieren, kreativ einzusetzen. All die herrlichen aber verbotenen Dinge waren erlaubt, beim Dreh genauso wie bei der Bearbeitung!


Und welchem Filmer bereitet es keine Freude, sich dem Austoben aller Filmunarten mal hemmungslos hingeben zu können - und doch ein gutes Ergebnis erzielen zu können!


Wir sind und einig: Unser Projekt „Gebäude filmen“ ist gelungen!


An dieser Stelle herzlichen Dank an Thomas Engel, der die Grundlagen für diesen Erfolg und das nette Film(er)erlebnis gelegt hat.


Renate Neuber

Wie filme ich Gebäude?