Co-Operation mit neun Kameras

Wenn man neben der Filmerei noch andere Hobbies pflegt, liegt es nahe, einen Film über die anderen Freizeitbeschäftigungen zu machen. So sind Berichte über ethnologischem Reisen, Rudertouren und Schiffsmodellbau entstanden, bei denen die Kenntnisse aus der Beschäftigung mit den weiteren Hobbies hilfreich waren.

Wenn man aber ein großes Weihnachtskonzert des eigenen Shanty-Chors filmen möchte, bei dem man selbst mitsingt und auch noch den Posten des Moderators hat, fällt man als Kameramann natürlich aus. Und mit nur einer Kamera ist sowas ohnehin nicht erfolgversprechend zu machen.

Doch als Mitglied in zwei Filmklubs findet sich schnell eine Lösung, denn die Bereitschaft, einmal etwas gemeinsam zu machen, ist groß. Und so kommt es zur Co-Operation von „Kamera aktiv“ Mönchengladbach und dem FFC Bayer Uerdingen.

Acht Filmer rücken mit Kamera und Stativ in der Michaelskirche in Uerdingen an. Während im Chorraum die Posaunisten noch die richtigen Töne suchen und die Chöre sich einsingen, werden schnell die Positionen der Kameras festgelegt: Renate im Mittelgang, Ewald und Frank mit etwas Abstand hintereinander auf der rechten Seite, Karl, der mit dem größten Stativ am besten über die Köpfe der Zuhörer filmen kann, steht links. Joachim montiert zwei Kameras auf der Orgelempore, von denen eine in fester Einstellung die Totale festhalten soll. Werner bedient von seinem Zuhörerplatz in der Kirchenbank per Smartphone eine hoch ausgefahrene ferngesteuerte kleine Kamera. Vor der ersten Bank soll Michaela für Großaufnahmen sorgen und Wolfgang ist als einziger ohne Stativ vorn mit der Handkamera im Einsatz.

Jeder erhält eine durchnummerierte 64 GB SD-Card für die zweistündige Veranstaltung, die hinterher für den Schnitt wieder eingesammelt wird.

Für den besonders wichtigen Ton steht im Mittelgang auf einem gedämpften Mikrophonstativ des FFC ein Zoom-Aufnahmegerät, das Wolfgang mitgebracht hat.

Da Regieanweisungen während des Konzertes nicht möglich sind, sind die Kameraleute völlig frei in der Kameraführung. Bei dem Risiko, dass alle gleichzeitig auf dasselbe Motiv halten und dabei auch noch die gleiche Einstellungsgröße wählen, bleibt die Hoffnung auf verschiedene Perspektiven.

Die Filmfreunde aus beiden Vereinen sind volle zwei Stunden im Einsatz, einige sogar die ganze Zeit hinter der Kamera stehend. Das gibt jede Menge Material für einen abwechslungsreichen Schnitt. Es gibt nicht eine einzige Sekunde, in der nicht mindestens vier brauchbare Bilder zur Auswahl stehen. Das zeigt, dass die Filmamateure beider Klubs ihr Hobby beherrschen.

Aus der Co-Operation der Filmer ist ein Zusammenschnitt von knapp einer Stunde entstanden. Für Zwischenschnitte und Inserts, die zu den Liedtexten passen, haben weitere Mitglieder beider Klubs stimmungsvolle Szenen geliefert und damit auch einen Beitrag zu dieser Co-Operation geleistet. Die  Sänger und Instrumentalisten des Shanty-Chores freuen sich über eine Erinnerung an ihren Auftritt in Form einer bedruckten DVD, und die Filmfreunde haben auch erfahren, was aus ihrem Einsatz geworden ist.


Heidulf Schulze